Das Khori-Projekt: Ein Modell für wahre Frauen-Empowerment

Hintergrund

Das Dorf Khori liegt auf einer Höhe von 2.650 Metern im fernwestlichen Distrikt Bajhang, einem der ärmsten der 77 Distrikte Nepals.

Wie in jedem Dorf waren es überwiegend die Frauen, die auf den Feldern arbeiteten oder als Tagelöhner schwere Lasten trugen, während die Männer den ganzen Tag über gemütliche Stunden mit Karten und Brettspielen verbrachten. Die Frauen mussten ihr Geld an ihre Männer abgeben, die es für Alkohol ausgaben. Abends sind sie betrunken nach Hause gekommen, wo sie üblicherweise ihre Frauen und Kinder schlugen. Eine Frau aus Khori: „Es kam zu Gewalttätigkeiten: In fast jedem Haus des Dorfes konnte man die Frauen und Kinder weinen hören, wenn die betrunkenen Ehemänner abends nach Hause kamen.”

Die Frauen von Khori mit Vertretern von HEAR Nepal in der hinteren Reihe

Eines Tages vor 8 Jahren hatten es die Frauen satt! Sie taten sich zusammen, verboten die Herstellung und den Verzehr von Alkohol und erteilten jedem, der im Dorf betrunken vorgefunden wurde, eine ordentliche Geldbuße. Das Geld investierten sie in die Verbesserung der Infrastruktur ihres Dorfes. Sie verlegten Wasserleitungen in die Häuser, damit sie nicht jeden Tag Wasser am Brunnen holen mussten und in allen Häusern wurden Toiletten installiert. Sie begannen einkommen-generierende Projekte auf die Beine zu stellen.

Ihre Maßnahmen wurden von der örtlichen Gemeinde sehr positiv aufgenommen. Sie stellten ihnen finanzielle Unterstützung für den Bau von Gewächshäusern zur Verfügung, damit die Frauen Gemüse anbauen konnten, das in dieser Höhe normalerweise nicht gedeihen würde. Sie haben die Tradition von Chhaupadi abgeschafft, bei der menstruierenden Mädchen und Frauen während ihrer Periode von der Menarche bis zur Menopause gezwungen werden, in ungeheizten und unhygienischen Kuhställen zu leben. Heute blüht das Dorf. Die anfangs kritischen Männer schätzen inzwischen die Führung der Frauen in praktisch allen Lebensbereichen.

Eine Frau aus Khori, die Ihren Mann
vier Mal mit Geldbußen belegte

Projekt

Nach unserer Erfahrung kann wahre Ermächtigung nicht gegeben, sondern nur genommen werden. Daher waren wir begeistert, als wir in der Tageszeitung Kathmandu Post über diesen Dorf lasen (siehe Artikel), dass die Frauen ihr Leben in die eigenen Hände nahmen. Allerdings ist diese Funke der Selbst-Ermächtigung nicht auf die anderen Dörfern übergesprungen.

Es ist bekannt, dass Storytelling eine der effektivsten Methoden ist, eine Idee zu vermitteln. Wir glaubten daher, dass es der beste Weg sei, Frauen in anderen Dörfern zu motivieren ihre Power anzunehmen, um ihre Situation zu ändern, wenn man die Frauen aus Khori ihre Geschichte erzählen lässt.

Obwohl der Fokus des Projekts auf der Selbstermächtigung von Frauen lag, realisierten wir schnell, dass es sinnvoll wäre, Unterstützung für das Projekt von den Männern zu erhalten. Um die Wahrscheinlichkeit eines Widerstands der Männer in den Dörfern zu verringern und stattdessen ihre Unterstützung für das Projekt zu gewinnen, beschlossen wir, zwei Männer aus Khori, die den Prozess schon mitgemacht haben und ihn schätzen, mit in die Dörfer zu nehmen.

HEAR Nepal beauftragte also 2 Frauen und 2 Männer von Khori mit in 10 andere Dörfer zu gehen, um dort ihre Geschichte zu erzählen mit der Absicht, die Frauen zu ermutigen, ihre Power zu nehmen und Ähnliches zu tun wie die Frauen aus Khori. Die Männer aus Khori erzählten wahrheitsgemäß den Männern in den Dörfern, wie es ihnen ergangen ist und wie wichtig es sei, die Frauen bei ihrer Machtaneignung zu unterstützen.

Das Ergebnis war überwältigend.

Vielleicht am wichtigsten: In allen zehn Dörfern änderte sich die Stellung der Frauen und sie wurden allmählich zum ersten Mal von den Männern gleichberechtigt und respektvoll behandelt. In 9 von den 10 Dörfern haben die Frauen Alkohol und Glücksspiele verboten, was in den Dörfern viel bewirkt und verändert hat. Praktisch hörten alle Formen von häuslicher Gewalt auf. Auch die gesundheitsschädigende Tradition von Chhaupadi (s. oben) ging kräftig zurück. Heute müssen praktisch keine Frauen in diesen Dörfern während ihrer Periode in den sog. Chhau Hütten während ihrer Periode leben.

Trotz anfänglicher Proteste haben die Frauen die Männer in den Dörfern dazu bewegen können, in der Landwirtschaft, im Geschäft, im Haushalt und bei anderen Aufgaben mitzuhelfen, was den sozioökonomischen Status in den Dörfern verbesserte. Sie haben erschiedene einkommen-generierende Projekte initiiert und sind auf dem besten Weg, einen Großteil der Entscheidungen in den Dörfern zu übernehmen.

Wir planen jetzt, das Projekt in 50 anderen Dörfern zu implementieren, was allmählich zu einem „Flächenbrand“ der Frauen-Empowerment in den ländlichen Dörfern Nepals führen könnte.