Mädchen- und Frauenprojekt

Bildung und Binden: Würde und Gesundheit für Mädchen und Frauen

Hintergrund

Im ländlichen hinduistisch geprägten Nepal (80% der nepalesischen Bevölkerung sind Hindus) sind Mädchen und Frauen in vielfacher Hinsicht benachteiligt. Einer der Hauptgründe hat mit dem Tabu gegenüber Menstruationsblut zu tun. Es verhindert, dass Menstruation als ein natürlicher Vorgang anerkannt wird. Auf Grund von Unwissenheit und Aberglauben erleben Mädchen bei ihrer ersten Menstruation oft Panik und Angst, da sie nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Man sagt ihnen, Menstruation sei ein Zeichen von Sündhaftigkeit, des Zornes der Götter, etc. Sie dürfen während ihrer Periode keine öffentlichen Wasserquellen nutzen und z.B. keine Kühe, Männer oder traditionelle Heiler berühren.

In vielen Teilen vom Westen Nepals müssen Mädchen und Frauen während ihrer Menstruation 4-7 Tage isoliert von zu Hause in kleinen, unhygienischen und ungeheizten Hütten verbringen. Diese Tradition, genannt Chhaupadi (mehr erfahren), ist zwar gesetzlich verboten aber dennoch sehr weit verbreitet. Tagsüber müssen die Frauen hart körperlich arbeiten. Zum Essen erhalten sie nur Reis, Salz und etwas trockenes Getreide. Wegen des Blut-Tabus müssen viele Frauen unter diesen unhygienischen Bedingungen in Chhaupadi-Hütten ihre Kinder gebären.

Diese Tradition führt zur weiten Verbreitung von Frauenkrankheiten und hält Schulmädchen von der Schule fern, so dass sie oft keinen Abschluss erhalten. Das sind einige der Gründe dafür, dass weit über 40% der Frauen in Nepal Analphabetinnen sind, bei den Männern sind es etwa 25%.

Insgesamt haben Frauen in den Dörfern wenig Zugang zu Menstruationsbinden. Sie verhelfen sich mit unhygienischen Stoffresten, was zu Infektionen führen kann. Nach Schätzungen von Fachleuten sind in vielen armen Ländern Unwissen und mangelhafte Menstruationshygiene für gut zwei Drittel aller Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane verantwortlich, darunter auch Gebärmutterhalskrebs. (Mehr erfahren)

Aufklärung über Menstruation

In Kooperation mit der NHEICC (National Health Education, Information and Communication Center), einem Teil des Gesundheitsministeriums, hat HEAR Nepal eine leicht verständliche Broschüre genannt “Kishoree” (bedeutet “Pubertät – Mädchen) überarbeitet und aus dem Englischen ins Nepali übersetzen lassen. In dieser Broschüre geht es um die Themen Pubertät, Menstruation und Menstruationshygiene, Gleichstellung, Vorurteile und sexuellen Missbrauch.

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Aufklärungsbuch für 10-14-jährige Schulmädchen und -jungs

Die Broschüre wird an alle Schulmädchen in Bajhang in Klassen 6 -8 (im Alter zwischen 11 und 13 Jahren) verteilt, um sie auf ihre erste Blutung vorzubereiten. Zwei Krankenschwestern von HEAR Nepal unterrichtet seit November 2021 die Schulmädchen im entsprechenden Alter in vier Schulstunden über den Menstruationszyklus und über Menstruationshygiene. Außerdem sollen Themen wie Geschlechtergleichheit, sexuelle Belästigung und Frühehen besprochen werden.

Im Namen der Geschlechtergleichstellung – Gender Equality – und da wir wussten, dass Jungen (und Männer) eine wichtige Rolle für die Überwindung von Tabus und für MHM spielen, wollten wir einen ähnlichen Kurs auch für Schuljungen anbieten. So begaben wir uns auf der Suche nach einer „Schwester-Broschüre“ zu Kishoree. Nach einer langen Odyssee fanden wir eine ganz ähnliche Broschüre, genannt “Kishor” (bedeutet “Pubertät – Jungen”). Sie bietet den Jungen Wissen über ihre körperlichen und emotionalen Veränderungen während der Pubertät und Basiswissen über die Menstruation. Themen wie Mädchen zu belästigen und wegen ihrer Menstruation zu hänseln ist auch Teil des Inhalts und diesem Verhalten soll entschieden gegengewirkt werden. Wir haben die Broschüre leicht verändert und ins Nepali übersetzen lassen. Die Behörden haben ihre Genehmigung für die Broschüre gegeben und seit November 2021 unterrichten zwei männliche Gesundheitsarbeiter die Jungen während die Mädchen von den Krankenschwestern unterrichtet werden. 

Menstruationsbinden

Gerade auf dem Land können sich Frauen kaum auf gesunde Weise um ihre Menstruationshygiene kümmern. Bei uns übliche Binden sind entweder unbekannt oder unbezahlbar. In den Schulen gibt es meist keine separaten Toiletten für Mädchen und keine Abfalleimer für Binden. Wo es Zugang zu solchen Einwegbinden gibt, die im Durchschnitt zu 90% aus Plastik bestehen, werden sie oft verbrannt, was zu Luftverschmutzung führt. Oder sie werden in die Flüsse geworfen und gelangen so letztendlich ins Meer.

Durch unsere Nachforschungen fanden wir waschbare, biologisch abbaubare Binden (mehr erfahren), die absolut dicht sind, eine Lebensdauer von 1 ½ bis 2 Jahren haben und außerdem weniger als ein Drittel der Wegwerfbinden kosten. Diese Binden wurden von einer repräsentativen Frauengruppe in Bajhang getestet und die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Im ersten Jahr sollen 6.000 Pakete mit je 5 Binden an Schulmädchen und ihre Mütter verteilt werden. Nach Gebrauch dieser ersten gespendeten Binden werden die 5er-Pakete zum Selbstkostenpreis von ca. € 3,60 zum Kauf angeboten. Die Frauen haben uns zugesichert, der Preis sei nur für die Allerärmsten ein Problem. Für sie werden wir uns etwas einfallen lassen. Übrigens sind nach unseren Recherchen Menstruationstassen aus kulturellen und hygienischen Gründen leider noch keine gute Option.

Beispiel: Für € 15 erhalten die Schulmädchen das Aufklärungsbuch „Kishoree“ mit vier Stunden Schulunterricht und ein Paket mit fünf waschbaren, kompostierbaren Binden. Ihre Mütter erhalten ebenfalls ein Paket Binden und werden bezüglich deren Anwendung und über den Menstruationszyklus informiert.                    Spenden

Menstruationsbinde von Baala